Freitag, 30. Oktober 2015

Letzter Tag im Kunsthaus Dahlem























Liebe Leser,

heute ist es leider schon Zeit für mich zu gehen. Ein halbes Jahr ist nun vorbei, und ich verlasse das Kunsthausteam. Als Praktikantin durfte ich für den Kunsthausblog schreiben! Ich hoffe, ich konnte zusätzliche Informationen und Denkanstöße vermitteln, wie ich es am Anfang angekündigt hatte. Es hat mir Spaß gemacht zu recherchieren und Veranstaltungen und Projekte des Kunsthauses zu dokumentieren.

Das Kunsthaus werde ich nie vergessen, und ich glaube, dass man diesen Ort  auch nicht vergessen kann. Wenn man einmal hier war, zieht er Einen in seinen Bann. Ob es am netten Team, am idyllischen Garten, an den imposanten Ausstellungsräume oder an der komplexen Geschichte des Hauses liegt, könnte ich nicht sagen. Es ist wohl eine Mischung aus allem und somit würde ich meine Erfahrung im Kunsthaus Dahlem mit dem Wort einzigartig beschreiben.

Ich werde es vermissen hier zu arbeiten, und ich möchte mich bei allen für diese einzigartige Zeit bedanken. An dieser Stelle wünsche ich dem Kunsthausteam weiterhin viel Erfolg in allen kommenden Projekten.


Amélie Fleury

Donnerstag, 1. Oktober 2015

Fahrradtour vom Monbijou Palais zum Kunsthaus Dahlem


Im Rahmen der Berliner Art Week hat das Kunsthaus Dahlem in Zusammenarbeit mit dem Künstler Stefan Draschan eine Fahrradtour durch Berlin organisiert. Die Strecke führte durch mehrere Stationen. Erster Halt: das Kulturforum vor der St.-Matthäi-Kirche. Dorothea Schöne, die die künstlerische Leitung des Kunsthauses innehat, sprach über das Fahrradfahren selbst: Für  Frauen war diese Fortbewegungsmöglichkeit lange verpönt.


Es ging weiter durch den Tiergarten. Stefan Draschan inszenierte hier ein Kunstwerk. Der Fahrradaktivist fotografiert sich und sein Fahrrad an den seltsamsten Orten in Berlin und Wien. Ziel ist es, ein politisches Zeichen zu setzen, und zwar für das Fahrradfahren und gegen das Auto. Im Tiergarten suchte sich Stefan Draschan einen Baum aus und kletterte kurzerhand vor allen Teilnehmern mit seinem Fahrrad auf diesen; es entstand ein einmaliges Foto, welches sich in eine ganze Reihe solcher Aufnahmen einordnet. Als ehemaliger Journalist widmet er sich nun völlig seiner Kunst. Er testet E-bikes auf Touren, wie zum Beispiel von Wien bis zur Côte d’Azur, und sucht auf seinen Strecken immer neue Motive. Manche Orte kann man nicht mit dem Auto erreichen, und seine Fotos von Autowracks sind ein Symbol für eine Gesellschaft, die durch das Technische verrottet. Sich auf sein Fahrrad zu schwingen und Berlin einmal  nur mit dem Fahrrad zu erleben, war einmalig und befreiend.




Dritte Station: Europacenter. Autoabgase, Lärm, Hektik. Der Kontrast mit dem idyllischen Tiergarten wirkte hier umso größer. Hier zeigte sich, welchen Kampf Stefan Draschan in Angriff genommen hat: vielleicht eine Gesellschaft wach zu rütteln, die bald vom Technischen „überrollt“ wird.


Letzte Station vor dem Kunsthaus Dahlem war der Halensee, wo Dorothea Schöne von einem ehemaligen Freizeitpark berichtete, dem „Lunapark“. Dieser war von 1909 bis 1933 Europas größter Vergnügungspark. Der Park enthielt alle Rummelattraktionen der damaligen Zeit, wie eine Wasserrutschbahn, die im See endete, und als besondere Attraktion ein Wellenbad, das von den Berlinern „Nuttenaquarium“ genannt wurde, weil sich hier die Damen den genießerisch am Beckenrand sitzenden Herren in der neuesten Bademode präsentierten. Was damals noch ganz harmlos war, ist heute ausgeartet. Die Vergnügungsparkkultur, welche eine schimmernde perfekte Welt erschafft, wird zum Beispiel vom Künstler Banksy stark kritisiert. Er hat in einer westenglischen Küstenstadt nahe Bristol einen gruseligen Freizeitpark eröffnet, das „Dismaland“, eine Bezeichnung, die eine Parodie auf die Disney-Freizeitparks. Neben Disney-Parodien und Banksy-typischen Graffiti gehören auch akute politische Fragen unserer Zeit zum Programm. So können Besucher in einem Wasserbecken zwei Flüchtlingsboote steuern wobei eine Landung am Ufer jedoch unmöglich ist.

Diese Fahrradtour hat auf ein Thema aufmerksam gemacht, das immer akuter wird: die Medienwelt und die Hypertechnisierung vernichten zunehmend die schönen Orte, zerstören die Umwelt, und immer mehr Kinder lernen fast nur noch diese Welt als „Normale Welt“ kennen.


Amelie Fleury