Es schwebte noch
ein sommerliches Gefühl in der Luft in dieser Nacht am 29. August. Besucher
schlenderten im Skulpturengarten, manche verweilten auf den roten Liegestühlen
und andere studierten aufmerksam bis spät in die Nacht die Werke der
Ausstellung „Portrait Berlin“. Es wirkte von außen wie ein gemütliches Beisammensein
mitten in der Natur, fast schon wie ein familiäres Gartenfest; die Besucher
wurden Teil des großen Ganzen. Als das Abendprogramm nach einer
Kuratorenführung nämlich zur Tanzaufführung der Tangente Company überging, gab es keine Bühne, nur den Garten, die
Skulpturen und die Besucher, welche die Tänzer geschickt als „Statisten“ ihres
Stücks aufgriffen. Die Grenzen zwischen der Kunst und den Menschen, dem Statischen
und der Bewegung, verflogen für einen Augenblick.
Die Tänzer hatten
uns schon während des Sonderprogramms vor der Eröffnung des Hauses unterstützt.
Rückblickend auf die Zusammenarbeit mit der Tangente
Company bin ich mit Nadja Raszewski, für die künstlerische Leitung
verantwortlich, in Kontakt getreten und sie gebeten, sich, ihre Arbeit und das
Stück „Remember Me“, das die Truppe bei uns aufführte, vorzustellen.
Die Tangente Company wurde 2012 unter der
künstlerischen Leitung von Nadja Raszewski gegründet. Produktionsort ist die
TanzTangente Berlin. Die Company arbeitet auf der Grundlage der Improvisation
und nutzt hierfür die unterschiedlichen Bewegungseinflüsse der mitwirkenden
Tänzer. Diese gestalten sich genreübergreifend von zeitgenössischem Tanz, Tanztheater,
klassischer Tanz bis hin zu Kampfsport und Hip Hop. Diese unterschiedlichen Einflüsse bilden
viele Möglichkeiten, um eigene choreographische Arbeiten zu verwirklichen.
„Remember Me“ ist
ein interdisziplinäres Projekt, welches Musik, Tanz, Sprache und
Video-Installationen sowie Artwork miteinander verbindet und im September 2013
an der University of Michigan, Residential College, Premiere hatte. Der Titel „Remember
Me“ wurde inspiriert durch Nahum Tates ́s Libretto aus Henry Purcell ́s Oper „Dido
und Aeneas“.
Michael Gould, Professor
für Percussion an der School of Music der Universität Michigan, Malcom Tulip,
Schauspieler, Marion Tränkle, Szenografin, Nadja Raszewski, Choreografin und
die Tänzer der Tangente Company Berlin setzten sich musikalisch, sprachlich,
medial und tänzerisch mit 15 Gedichten von Ken Mikolowski, Poet und Dichter,
auseinander. Die Gedichte kreieren in ihrer Kürze vor allem eine Atmosphäre,
ein Bild, das vor dem inneren Auge entsteht, wenn man diese liest oder hört.
Themen wie Verlust, Trauer, Erinnerung, Aufschwung und das Sich-Selbst-Wiederfinden
werden mit den Gedichten musikalisch wie auch visuell zu einer Performance
verwoben.
2010 entstand die
Idee zu „Remember Me“ von Michael Gould, in Zusammenarbeit mit Ken Mikolowski,
Professor für kreatives Schreiben an der Universität Michigan.
Malcom Tulip und
Michael Gould interpretierten und vertonten gemeinsam die Gedichte Ken Mikolowskis.
Der musikalischen Interpretation Gould und Tulips ́ folgte drei Jahre später
die Idee zu einem Konzert/Performance in Zusammenarbeit mit der Szenographin
Marion Tränkle und der Choreographin Nadja Raszewski.
Entstanden ist eine
Performance, die alle Kunstsparten miteinander dicht verwebt und dem Zuschauer
einen Raum aus Klang und Bild in vielschichtigen Facetten eröffnet.
Amelie Fleury
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