Gut, sagte ich mir, Du schaust Dir die
kleine Ausstellung von Armin Stern an, und das ist es dann. Aber als ich im
Kunsthaus Dahlem die Treppe zur Galerie hochging und sich die ersten Gemälde
ins Blickfeld schoben, war ich wie elektrisiert. Das war im wörtlichen Sinne
eine Stern-Stunde. Unglaublich, dass dieser Künstler 70 Jahre lang in
Vergessenheit geraten war und erst jetzt wiederentdeckt wurde.
Armin Stern, Selbstbildnis, 1916, ÖL
auf Leinwand, 51 x 40 cm
Nachlass Armin Stern, Berlin, Foto: Gerhard Haug, Berlin
Bildrechte: © 2018,
Anita Lochner, Berlin
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Armin Stern wurde 1883 als Kind
jüdischer Eltern im damaligen Preßburg, dem heutigen Bratislava, geboren. Er
studierte Malerei in Frankfurt, München – dort bei Franz von Stuck! – und
Paris. Er machte sich international einen Namen als Porträt- und
Landschaftsmaler. 30 seiner Werke sind in der Ausstellung mit dem Titel „Armin
Stern – Zionist, Grenzgänger, Kosmopolit“ zu sehen, Ölgemälde, Radierungen,
Aquarelle, Monotypien, Zeichnungen. Beeindruckt hat mich die Bandbreite der
Techniken und der Motive: Thomas Mann in einer Bleistiftzeichnung, die
Jerusalemer Klagemauer, der Luna Park auf Coney Island, die Judengasse in
Preßburg. Ganz gefangen genommen hat mich das Bildnis eines Talmud-Schülers.
Grenzgänger war Armin Stern nicht nur in der Wahl seiner Wohnorte, sondern auch
in der Stilwahl zwischen (französischem) Impressionismus und (deutschem)
Expressionismus. Allein dieser Aspekt der Ausstellung lohnt den Weg nach
Dahlem.
Armin Stern, Klagemauer, 1934, Öl auf
Leinwand, 51 x 71 cm
Nachlass Armin Stern, Berlin, Foto: Gerhard Haug,
Berlin
Bildrechte: © 2018, Anita Lochner, Berlin
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Zu den Exponaten gehört auch der Brief,
der Armin Stern erschüttert haben muss: Da wird ihm 1933 vom Frankfurter
Kunstverein die Teilnahme an einer Ausstellung zur deutschen Gegenwartskunst
verweigert. Dies nicht, weil die Werke nicht den Ansprüchen der
Auswahlkommission genügten, sondern - weil er Jude war. Stern ging mit seiner
Familie nach Bratislava, um den Nazis zu entkommen, und 1938 nach New York. Er
starb im Exil 1944.
Dass seine Werke – genauer: das, was von
seinem Œvre nicht verloren gegangen ist – der Vergessenheit entrissen und zum
ersten Mal in Berlin gezeigt werden, ist auch der Unterstützung der Axel
Springer Stiftung und der Kooperation mit dem Slowakischen Institut Berlin zu
verdanken. Das Echo ist positiv: Kamen zur Eröffnung vor einer Woche 200
Besucher, waren es am ersten Öffnungssonntag über 100. Gedanken drängen sich
auf: Während in der großen Halle des Kunsthauses Dahlem in der Ausstellung
„Neue/Alte Heimat“ Werke von nach Deutschland zurückgekehrten
Exil-Künstlerinnen und –Künstlern gezeigt werden, präsentiert die
Galerie-Ausstellung das Werk eines Künstlers, der die Befreiung vom Naziregime,
das ihn vertrieben hatte, und die Rückkehr in seine Heimat nicht erleben
durfte.
Mehr zur Ausstellung unter www.kunsthaus-dahlem.de
Ausstellungsansicht, Foto: Horst Schwartz, 2018 |
Mehr zur Ausstellung unter www.kunsthaus-dahlem.de
Das Kunsthaus
Dahlem hat viele Freunde. Einer von ihnen ist der Berliner Journalist Horst
Schwartz. Hier schreibt er in lockerer Folge seine Gedanken, Ideen oder
Anregungen nieder.
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