Ein weiterer Leihgeber des
Kunsthauses ist die Graphothek Berlin. Es handelt sich um eine Kunstsammlung
des Bezirksamtes Reinickendorf von Berlin zum Ausleihen. Sie wurde 1968
gegründet und ist seit 2004 in der Stadtteilbibliothek des Märkischen Viertels
im Fontane-Haus untergebracht. Hier können gegen ein Abonnement und eine Ausleihgebühr
Bilder ausgeliehen werden. Der große Bestand umfasst Werke von verschiedenen deutschen
und internationalen Künstlern mit dem Schwerpunkt klassische Moderne.
Die Leihgaben die uns von der
Graphothek zu Verfügung gestellt wurden sind Miniaturen von der Künstlerin Hannah
Höch. In den Jahren 1933 bis 1945 galt Höchs Werk als „entartet“ und war mit
einem Ausstellungsverbot belegt. Sie war nämlich eine deutsche Graphikerin und
Collagekünstlerin des Dadaismus. 1965 wurde sie an die Akademie der Künste in
Berlin berufen. Nach dem Krieg zahlte sie mit diesen Miniaturen ihre Heiz –und
Stromkosten. In der Graphothek Berlin kann man heute noch einen ganzen Fundus
an solchen Miniaturen verschiedener Künstler finden.
Die Graphothek ist nämlich eine Artothek was heute ein
fast vergessenes Phänomen ist. Das Prinzip ist einfach: Man muss nicht alles
besitzen, um sich daran zu erfreuen. Eine Artothek ist eine öffentliche Institution, die Bilder, Skulpturen, Plastiken kostenlos oder häufiger gegen eine geringe Gebühr entleiht. Eine
Graphothek ist also eine Artothek welche nur Bilder verleiht.
Mann kann demnach nahezu kostenlos
Bilder ausleihen und zwar in den meisten Fällen für 2 bis 3 Monate. Dies ist
eine in Vergessenheit geratene geniale Möglichkeit sich Kunst zu nähern. Immer
neue Kunstwerke können ausgeliehen werden, alle paar Monate kann man sich so an
einem neuen Bild oder einer neuen Skulptur in seinem Wohnzimmer erfreuen. Kunst
bedeutet auch Abwechslung und muss nicht unbedingt gekauft werden.
“Die
Kunst hat eine andere Aufgabe zu erfüllen, als gekauft zu werden. […] Unsere
Aufgabe ist die Erziehung sowohl des Künstlers als auch des Publikums […] zur
Selbständigkeit des Urteils und Belebung des Interesses für die Kunst durch
Abwechslung. […]”
Arthur Segal, 1924
So lautet das Zitat von Segal das man
auf der Homepage der Artothek der kommunalen Galerie des Kulturamt
Charlottenburg-Wilmersdorf lesen kann. Dort kann man auch Kunstwerke ausleihen.
Ich besuchte heute die dort ansässige Artothek. Sie ist direkt am Fehrbelliner
Platz gelegen auf dem Hohenzollerndamm. Die Kommunale Galerie Berlin ist ein
Ausstellungsort von Kunst der Gegenwart. Die Artothek befindet sich gleich
rechts wenn man das Haus betritt. Man kann sich zuerst die ständige Ausstellung
anschauen in der die Werke
präsentiert werden. Jede Woche verändert sich diese Ausstellung und Werke
werden ausgetauscht je nachdem was ausgeliehen und zurückgegeben wird. Zwei
Mitarbeiter empfangen die Kunstinteressierten und helfen auch gerne bei der
Auswahl der Kunstwerke. Gegen Vorlage des Personalausweises können Bilder und
Skulpturen direkt aus der Ausstellung geliehen werden und die Leihdauer beträgt
zehn Wochen. Gegen eine Ausleihgebühr zwischen 0,50 bis 4,00 € kann das Werk
sofort mitgenommen werden.
Artotheken sind also eine gute
Möglichkeit Kunst bei sich auszustellen ohne die Werke kaufen zu müssen. Neben
der Graphothek in Reinickendorf und der Kommunalen Galerie gibt es in Berlin
noch weitere Standorte die solch eine Artothek betreiben: der Neue Berliner
Kunstverein betreibt die größte Artothek in Deutschland und auch die Zentral
–und Landesbibliothek Berlin hat einen großen Bestand zum ausleihen.
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