Montag, 6. Juli 2015

Nationale Sammlung der DDR Kloster Unserer Lieben Frauen zwischen Bewahrung und Moderne: ein Ort von Kulturzeugnis mit überraschend moderner Sammlung






Es ist interessant zu sehen, aus welchem Bestand die Kunstwerke einer Ausstellung kommen und die Sammlungsgeschichte ihrer Herkunft zu betrachten. Oft findet man dann in der Sammlung aus der ein Kunstwerk kommt einen weiteren Ausstellungsort, den man sich nicht entgehen lassen sollte.


Dies im Sinne habe ich mich zuerst mit dem Kloster Unserer Lieben Frauen in Magdeburg beschäftigt und herausgefunden, dass das Museum einen herausragenden Bestand auch an moderner Kunst besitzt und dieser sich wunderbar mit den architektonischen Besonderheiten des Klosters verbindet. Der Komplex ist nämlich das bedeutendste erhalten gebliebene Architekturdenkmal nach dem Dom aus dem mittelalterlichen Magdeburg. Bewahrung eines Kulturzeugnisses wurde hier beispielhaft mit einer neuartigen Sinngebung verbunden. Die Klosteranlage ist stilistisch von der Romanik geprägt, und die seit den 50er Jahren einsetzenden aufwändigen Restaurierungsarbeiten haben dem Kloster in weiten Teilen seine ursprüngliche Erscheinung zurückgegeben. Hinzu kommt, dass im Jahre 1976, nach der Übergabe an die Öffentlichkeit, das Kloster schon bald als Ausstellungs-und Besichtigungsobjekt genutzt wurde und so zu einem  wichtigen kulturellen Zentrum in Magdeburg wurde.
Die Architektur, vom mittelalterlichen Weltbild geprägt, wurde dank dem denkmalgerechten Umbau zu einer Stätte von Kultur und Bildung.

Nun ein paar Worte zum Inhalt und zur Geschichte der Sammlung. 1976 entstanden hier die „Nationale Sammlung der Kleinplastik der DDR" und eine Dauerausstellung historischer Holzplastiken aus der Epoche des Feudalismus. Bald kristallisierte sich jedoch die Problematik jener Bildhauer heraus, deren Kleinplastiken nur einen Aspekt ihres Schaffens darstellen oder derjenigen, dessen Werk kaum Kleinplastiken zählen. Deshalb wurde, um ein möglichst umfassendes Bild der Werke zu veranschaulichen, 1989 die Kleinplastiksammlung zur „Nationalen Sammlung der Plastik der DDR" umbenannt. Dazu kommt die Aufstellung von Großplastiken im Freiraum um den Klosterkomplex. Von da an entwickelte sich die Sammlung peu à peu zu einer alle Dimensionen umfassenden Plastiksammlung.

„Die Nationale Sammlung der DDR" beinhaltet Werke der ersten Nachkriegsjahre von Fritz Cremer, Waldemar Grzimek, Theo Balden, Fritz Koelle, Heinrich Drake, Gustav Seitz, Heinrich Apel, Walter Arnold, Ludwig Engelhardt.
Das Kunstmuseum Kloster Unserer Lieben Frauen widmet sich heute vor allem der nationalen wie internationalen Kunst der Gegenwart, auch wenn im mittleren Tonnengewölbe Skulpturen des 13. bis 18. Jahrhunderts zu sehen sind. In diesem Sinne wurde hier über die Jahre eine bedeutende moderne Sammlung zusammengestellt und hat in diesem historischen Ort ihren perfekten Entfaltungsraum gefunden.

Lesen sie in einem zweiten Artikel der folgen wird eine Vorstellung der Leihgaben im Zusammenhang mit der Ausstellung. Fünf Skulpturen wurden dem Kunsthaus Dahlem aus der Sammlung als Leihgaben zur Verfügung gestellt: Der Wählerische von Gustav Seitz, Pariser Negerin, Mädchen mit Spiegel und Nach dem Bade von Ruthild Hahne, und Head of a Beaten Jude von Theo Balden.


Amelie Fleury - Derzeit Praktikantin im Kunsthaus, Studentin an den Instituten für Politikwissenschaften Aix-en-Provence und Freiburg  -

http://www.kunstmuseum-magdeburg.de

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