Sonntag, 17. Juli 2016

Die Josef Hegenbarth –Stiftung


Um das Können des Künstlers Josef Hegenbarth festzumachen, braucht es nur wenige Blicke auf seine feinen Pinselstriche und lebendigen Farben, auf seine Themen- und Motivwahl. Ein guter Künstler, eine Ausnahmeerscheinung, ein Zeichner, der malt, ein Maler, der zeichnet. Einer, der sich nicht von den Strömungen seiner Zeit verwirren ließ, sich gar einem der Ismen des nachkriegsgebeutelten Deutschlands unterordnete, wie sein Biograf Fritz Löffler so schön sagt.

Um die Lebensstationen Josef Hegenbarths sieht es bunter aus: Angefangen als Student an der Kunstakademie Dresden, war er ab Ende der 1920er bis Ende der 1930er Jahre Mitglied der Wiener sowie Prager Secession, bekam eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste Dresden verliehen. Daneben mögen diverse Beteiligungen wie die Jurymitgliedschaft an der Dresdener Künstlervereinigung, Teilnahmen an Ausstellungen des Deutschen Künstlerbundes oder der Erhalt des Nationalpreises der DDR fast nebensächlich erscheinen.

Ja, Josef Hegenbarth hat durch seine unzähligen Tätigkeiten die klassische Moderne in Deutschland geprägt. Vor allem aber durch seine Kunst, die von allem etwas zu sein scheint: Irgendwie ein bisschen Landschaftsmalerei, irgendwie ein wenig Stillleben und irgendwie dazwischen Porträtdarstellungen. Irgendwie ganz schön toll.

Als einen Jongleur des Lebens beschreibt ihn die posthum gegründete Familienstiftung Herr Hegenbarth mit Sitz in Berlin. Sie trägt seinen Namen und trägt insbesondere Herrn Hegenbarths Werk weiterhin hinaus in die Öffentlichkeit. Denn in Berlin ist er noch nicht ganz so bekannt. Noch. Es ist die Herzensangelegenheit der privaten Stiftung, Aufklärung zu betreiben und den großen Bestand an Handzeichnungen und Mappenwerken, Gemälden und Radierungen interessierten Kunstfreunden vorzustellen. „Die ganze Welt kommt nach Berlin – dies ist ein guter Ort, den Künstler dem Publikum zu präsentieren“, meint Programmleiterin Karin Barth zur Ortswahl des Hauses.

Dass die Stiftung aber schlussendlich in Berlin - und nicht etwa in Hegenbarths Wahlheimat Dresden, wo er schließlich fünfzig Jahre ansässig war und auch eine künstlerische Lokalgröße ist – landete, hat private Gründe. Zuvor wurden die vielen Werke nämlich in Süddeutschland zusammengetragen, bevor ein Umzug vor zwanzig Jahren den Schwerpunkt des Sammlerehepaars Christopher und Jutta Breu nach Berlin verlagerte.

Nun befindet sich die Hegenbarth Sammlung als „Ort der Muße im Herzen Berlins“, wie die Stiftung ihre Lage in Spaziernähe zum Kurfürstendamm, zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und zum KaDeWe selbst beschreibt.
Zwischen Einkaufstüten und hektischem Treiben lädt Herr Hegenbarth für einen Moment des sich Vergessens zwischen intensiven Aquarellen und filigranen Pinselzeichnungen ein.

Ab Anfang September sind ausgewählte Werke Josef Hegenbarths auch im Kunsthaus Dahlem zu sehen.
Neben den Graphiken Hegenbarths zeigt die Ausstellung "Prolog" mit zahlreichen bislang unbekannten Dokumentationsfotos und Kunstwerken die einflussreichste private Kunst-Vereinigung "Prolog" von Künstlern, Kunsthistorikern und Kunstfreunden der späten 1940er Jahre.
Eröffnung ist am 08. September 2016, 19h. Wir freuen uns auf Sie!
(Bildquelle:  Josef Hegenbarth in seinem Atelier, S. 91, aus dem Katalog „Josef Hegenbarths Palette. Facetten eines Lebenswerkes“, Berlin, 2015, Herausgeber: Jutta und Christopher Bräu)

Hegenbarth Sammlung Berlin
Nürnberger Straße 49
10789 Berlin
Deutschland / Germany zu finden.
Ruf:  +49 (0)30 23 60 99-99 


Kunsthaus Dahlem
Käuzchensteig 8
14195 Berlin
info@kunsthaus-dahlem.de


Donnerstag, 14. Juli 2016

Tanzprojekt „Gebrochene Identität“ im Kunsthaus


Das Echo von 18 Paar über den Boden stürmenden Turnschuhen liegt noch in der Luft, als das erste Beifallklatschen und Pfeifen den meterhohen Hauptsaal zerschneidet. Hier, zwischen Jeanne-Mammen-Skulpturen, Hans-Uhlmann-Torsi und Bernhard-Heiliger-Köpfen, türmen sich verschwitzt mehrere Jugendliche im ehemaligen Staatsatelier des Bildhauers und Hitler-Günstlings Arno Breker zur lebendigen Pyramide auf. Tänzerische Abschlusspose am geschichtsträchtigen Ort.

Außer Puste, aber mit einem breiten Strahlen im Gesicht, beenden die 18 Schüler und Schülerinnen der Gail S. Halvorsen Schule Berlin-Dahlem die Endaufführung eines interdisziplinären Tanzworkshops, der sie unter der Leitung von Johanna Jörns und Christina Wüstenhagen ("Tangente Company") mitten ins Herz des Kunsthaus Dahlems führt. Gefördert wird das Projekt vom Berliner Projektfonds für Kulturelle Bildung.


Passend zur Ausstellung „Gebrochene Identität“ des Nachkriegskünstlers Joachim Gutsche erarbeiten die Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft tänzerisch ihre Biografie - Identitätsbeschäftigung einmal malerisch an den Wänden in der Galerie, einmal darstellend jeweils im Skulpturen-Garten und im Hauptsaal des Kunsthauses.  Vier Tage Vorbereitung stecken den Jugendlichen dafür in den Knochen, bis sie die Endergebnisse ihrer Auseinandersetzung am letzten Freitagabend vor Eltern, Freunden und Interessierten zeigen konnten. Mit Erfolg!


Die im Anschluss angebotene Limonade und der Flammkuchen auf der Terrasse des Kunsthaus Dahlems sind nur eine kleine Freude für das, was die Schüler und Schülerinnen aus den Tagen des Miteinanders abseits von Klassenzimmer und Schulnoten mit nach Hause nehmen: Nämlich, dass sie sich im Kollektiv fallen lassen und ihre ganz eigenen Persönlichkeiten entfalten können. Und im Zusammenhalt mit Mitschülern viel Spaß dabei haben, wie die glücklichen Gesichter und Umarmungen untereinander am Ende eindrücklich zeigen.

(Alle Fotos: Marion Borriss, 2016 / www.tanzfotografin.de)

Donnerstag, 7. Juli 2016

Ein Jahr Haus und Garten in Dahlem…

Ein Jahr “Kunsthaus Dahlem”:
Ein Jahr voller Projekte, Ereignisse und Ausstellungen.
Ein Jahr Kunst und Kultur am Rande des Grunewalds.

Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Ausstellung “Ein Haus in Dahlem” im “EIGEN+ART Lab” in Berlin-Mitte? Im Juni 2015 war das. In Anlehnung zur zeitgleichen Eröffnung des “Kunsthaus Dahlems” kamen Miriam Jonas, Antonia Low, Daniel Rode und Carsten Sievers zusammen, um die Vergangenheit unseres Ausstellungshauses für Nachkriegsmoderne künstlerisch zu vergegenwärtigen und aufzuarbeiten.

Nun, ein Jahr später, heißt es für das Kunsthaus Dahlem “HAPPY BIRTHDAY” und für die vier Künstler eine erneute Auseinandersetzung mit dem geschichtsträchtigen Ort im Käuzchensteig. Dabei heraus kamen ortsbezogene Arbeiten, die unter dem Titel “Ein Garten in Dahlem” und in Kooperation mit dem “EIGEN+ART Lab” zur Einjahresfeier am 9. Juni erstmalig zu betrachten waren - diesmal aber im Garten des Hauses selbst. Kunst im Kontext, nennt das der Kunsthistoriker.

Mit Weißwein und Salzbrezeln ließ es sich bei angenehmen 22 Grad besonders entspannt durchs Grün spazieren und auf neue Kunstwerke stoßen. Carsten Sievers 1.200 Saugnäpfe fielen an den riesigen Fenstern des zentralen Ausstellungsraumes sofort ins Auge, ebenso Daniel Rodes großformatige Textarbeit “Dann ging er” an der Fassade des Hauses. Weniger flächeneinnehmend, dafür auf der Rasenfläche angeordnet, fand sich Antonia Lows Lampenschirm mit dem Titel “Zeiss-Ikon-Spiegelleuchte” auf einem Podest angerichtet wieder, einige Meter von Miriam Jonas Werk “Abschlag” entfernt: ein auf einem ungenutzten Bronzesockel installierter Minigolfball.

Vier Arbeiten, die unterschiedlicher nicht sein könnten – und trotzdem eint sie alle die Idee, der Vergangenheit einen Hauch Leben einzuhauchen und sie neu zu interpretieren. Wo Rodes mit Worten bedruckte Leinwand beispielsweise einen direkten Bezug zu Hitler und Brekers Beziehung und deren Kommunikation aufnimmt, findet Lows Lampenschirm als sogenanntes “objét trouvé” aus dem Keller des Hauses und als einst funktionierendes Gerät Brekers subtilen Anklang an die Geschichte des Kunsthauses.  

Doch auch in den Räumlichkeiten des Kunsthauses wurden die Besucher neben den gängigen Ausstellungen “PORTRÄT BERLIN. Künstlerische Positionen der Nachkriegsmoderne 1945-1955” und “Gebrochene Identität. Malerei der 1950er und 1960er Jahre von Joachim Gutsche” mit etwas Neuem überrascht: ab 21 Uhr fand sich im hinteren Teil des Museums eine lebendige “Skulptur” wieder, ein mit Laken verhüllter Frauenkörper, diee Idee des diesjährigen Stipendiaten, Rafael Ibarra, der Bernhard-Heiliger-Stiftung.


Zwischen Heiligers Skultpuren, zwei Ausstellungen im Haus und bunten Treiben im Garten freute sich das Kunsthaus über einen gelungenen Abend!
Mehr unter: https://www.facebook.com/Kunsthaus-Dahlem-829251220436117/?fref=ts