Donnerstag, 13. August 2015

Die Graphothek Berlin: Artotheken, eine vergessene Möglichkeit sich Kunst zu nähern

Ein weiterer Leihgeber des Kunsthauses ist die Graphothek Berlin. Es handelt sich um eine Kunstsammlung des Bezirksamtes Reinickendorf von Berlin zum Ausleihen. Sie wurde 1968 gegründet und ist seit 2004 in der Stadtteilbibliothek des Märkischen Viertels im Fontane-Haus untergebracht. Hier können gegen ein Abonnement und eine Ausleihgebühr Bilder ausgeliehen werden. Der große Bestand umfasst Werke von verschiedenen deutschen und internationalen Künstlern mit dem Schwerpunkt klassische Moderne.

Die Leihgaben die uns von der Graphothek zu Verfügung gestellt wurden sind Miniaturen von der Künstlerin Hannah Höch. In den Jahren 1933 bis 1945 galt Höchs Werk als „entartet“ und war mit einem Ausstellungsverbot belegt. Sie war nämlich eine deutsche Graphikerin und Collagekünstlerin des Dadaismus. 1965 wurde sie an die Akademie der Künste in Berlin berufen. Nach dem Krieg zahlte sie mit diesen Miniaturen ihre Heiz –und Stromkosten. In der Graphothek Berlin kann man heute noch einen ganzen Fundus an solchen Miniaturen verschiedener Künstler finden.

Die Graphothek  ist nämlich eine Artothek was heute ein fast vergessenes Phänomen ist. Das Prinzip ist einfach: Man muss nicht alles besitzen, um sich daran zu erfreuen. Eine Artothek ist eine öffentliche Institution, die Bilder, Skulpturen, Plastiken kostenlos oder häufiger gegen eine geringe Gebühr entleiht. Eine Graphothek ist also eine Artothek welche nur Bilder verleiht.
Mann kann demnach nahezu kostenlos Bilder ausleihen und zwar in den meisten Fällen für 2 bis 3 Monate. Dies ist eine in Vergessenheit geratene geniale Möglichkeit sich Kunst zu nähern. Immer neue Kunstwerke können ausgeliehen werden, alle paar Monate kann man sich so an einem neuen Bild oder einer neuen Skulptur in seinem Wohnzimmer erfreuen. Kunst bedeutet auch Abwechslung und muss nicht unbedingt gekauft werden.

Die Kunst hat eine andere Aufgabe zu erfüllen, als gekauft zu werden. […] Unsere Aufgabe ist die Erziehung sowohl des Künstlers als auch des Publikums […] zur Selbständigkeit des Urteils und Belebung des Interesses für die Kunst durch Abwechslung. […]
Arthur Segal, 1924

So lautet das Zitat von Segal das man auf der Homepage der Artothek der kommunalen Galerie des Kulturamt Charlottenburg-Wilmersdorf lesen kann. Dort kann man auch Kunstwerke ausleihen. 




Ich besuchte heute die dort ansässige Artothek. Sie ist direkt am Fehrbelliner Platz gelegen auf dem Hohenzollerndamm. Die Kommunale Galerie Berlin ist ein Ausstellungsort von Kunst der Gegenwart. Die Artothek befindet sich gleich rechts wenn man das Haus betritt. Man kann sich zuerst die ständige Ausstellung anschauen in der die  Werke präsentiert werden. Jede Woche verändert sich diese Ausstellung und Werke werden ausgetauscht je nachdem was ausgeliehen und zurückgegeben wird. Zwei Mitarbeiter empfangen die Kunstinteressierten und helfen auch gerne bei der Auswahl der Kunstwerke. Gegen Vorlage des Personalausweises können Bilder und Skulpturen direkt aus der Ausstellung geliehen werden und die Leihdauer beträgt zehn Wochen. Gegen eine Ausleihgebühr zwischen 0,50 bis 4,00 € kann das Werk sofort mitgenommen werden.






Artotheken sind also eine gute Möglichkeit Kunst bei sich auszustellen ohne die Werke kaufen zu müssen. Neben der Graphothek in Reinickendorf und der Kommunalen Galerie gibt es in Berlin noch weitere Standorte die solch eine Artothek betreiben: der Neue Berliner Kunstverein betreibt die größte Artothek in Deutschland und auch die Zentral –und Landesbibliothek Berlin hat einen großen Bestand zum ausleihen.


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